Jobrollen neu denken

Immer mehr Unternehmen erkennen die Vorteile von flexiblen Arbeitsmodellen, die es Mitarbeitern ermöglichen, Beruf und Privatleben besser miteinander zu vereinbaren. Ein besonders interessantes Modell ist das Job-Sharing, bei dem sich zwei oder mehr Personen eine Stelle teilen und gemeinsam die Verantwortung übernehmen.

In der neuesten Podcast-Folge von Fit4Digital sind drei Mitarbeitende aus dem Bereich Corporate Communications beim Stuttgarter Flughafen zu Gast. Kai Leitenberger und Simon Kirchgessner teilen sich hier nun seit einem Jahr eine Stelle und berichten über Ihre Erfahrungen. Mit dabei im Interview ist Rebecca Knauß, die Führungskraft der beiden. Sie steuert eine weitere wichtige Perspektive bei.

Der Name KaiMon ist irgendwie so entstanden, weil oft die Frage war, wer macht es denn oder wen kann man fragen? Irgendwie hat es sich entwickelt, dass wir dann als der KaiMon macht es, also einer von uns zwei, geantwortet haben. D.h. bei „KaiMon macht es.“, war dann klar, dass die Aufgabe bei uns liegt und wir einen Weg finden mussten, dass einer von uns zweien das erledigt.

Bedürfnisse machen’s möglich

Wie kam das Jobsharing eigentlich zu Stande? Simon erzählt im Interview, dass er Mitte 2022 zunächst Vollzeit für 8 Monate in Elternzeit ging wegen der Geburt seiner Tochter. Als Elternzeitvertretung wurde Kai eingestellt, und das war auch für Rebekka eine Veränderung, da sie bereits vorher 8 Jahre erfolgreich mit Simon zusammen gearbeitet hatte. Im Herbst 2023 wollte Simon dann in Teilzeit zurück kehren. Doch die Kitaplatz-Situation ist angspannt in Stuttgart und musste diese Lücke zunächst gemeinsam mit seiner Frau füllen. Parallel dazu hatte Kai aus seinem Urlaub geraus Rebekka angerufen und ihr mitgeteilt, dass er ab dem Wintersemester 2023/24 gerne noch mal für den Master Unternehmenskommunikation an die Universität zurück kehren möchte.

Und so ergab sich Eines zum Anderen. Rebekka hatte den Teilzeit-Wunsch zweier Mitarbeiter und eine Stelle, die von beiden auf ihre Weise bestens ausgefüllt wurde. Deshalb kam ihr natürlich die Idee, dass Jobsharing eine Lösung ist. Sowohl für Simon als auch für Kai war das eine Erleichterung, da sie beide ihren Job gerne mögen. Durch das Gleitzeitmodell können sie ihre privaten Verpflichtungen gut mit ihren Projekten und Aufgaben vereinbaren.

Also wenn die Organisation Flexibilität ermöglicht, dann gucke ich natürlich auch, dass ich flexibel arbeiten kann und Dinge möglich mache

Also wenn die Company Dinge möglich macht, mache ich vielleicht auch Dinge möglich, das heißt diese Flexibilität kriegt das Unternehmen vom Arbeitnehmer ja dann auch zurück. […]

Team Kai & Simon@work

Arbeitsorganisation im Duo

Ich habe Kai und Simon im Interview gefragt, wie sie genau ihren Arbeitalltag organisieren, denn das ist ja am spannendsten. Sie starten meist mit einem Projekt Kick-Off oder der Jahresplanung und legen alle Projekte „sichtbar auf den Tisch“. Dann wird gemeinsam überlegt, wer für welches Kommunikationsprojekt die Leitung übernimmt. Gleichzeitig supporten sie den jeweils anderen in seinem Projekt nach Bedarf. Die Überschneidungszeit in ihrem Arbeitsmodell war zu Beginn quasi nicht vorhanden. Höchstens 5 Minuten gab es, wenn Simon ins Büro nach der Kinerbetreuungszeit kam und Kai dann direkt los zur Uni musste. D.h. es wurde sich meist die Klinke in die Hand gedrückt. Gleichzeitig gibt es aber eine klare Vertretungsregleung im Team, so dass immer jemand ansprechbar ist für KollegInnen von außen und auch das Team KaiMon hat hier eine Vertretung.

Inzwischen hat das ganze große Corporate Communications-Team einen festen Teamtag eingerichtet, das ist meist der Montag, wo gemeinsam gesprochen und Projektupdates geteilt werden. So klappt auch die Übergabe zwischen Kai und Simon besser.

Rebekka betohnt beim Gespräch, dass der Erfolg des Duos darin liegt, „uneitel“ zu sein und sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen, hier gilt das Motto „die beste Idee gewinnt“. Gleichzeitig ergänzen sie sich gut durch ihre charakterlichen Facetten und Skills.

Wir haben nie jetzt eine Stelle ausgeschrieben, auf der drauf stand „Jobsharing“. Also es gab nie eine Steineinzeigen, wo wir gesagt haben, wir suchen jetzt KaiMon, der Jobsharing macht. Es waren die Gegebenheiten bzw. Wünsche der beiden, die uns ins praktische Jobsharing geführt haben.

Jobsharing zur Mitarbeiterbindung

Am Ende des Podcasts haben alle drei ihre Erfahrungen resümiert und geben Führungskräften und anderen Mitarbeitenden, die vielleicht mit den Gedanken spielen in Teilzeit zu gehen, folgende Tipps mit.

Kai:

  • Es braucht Offenheit von Seiten der Führung um auf die Wünsche der Mitarbeitenden einzugehen (ob Elternzeit, Sabattical oder Studium) und dann Dinge möglich zu machen.
  • Der Arbeitsmarkt wird nicht einfacher, deshalb braucht die Zukunft der Arbeitswelt Flexibiliserung.

Simon:

  • Auch eine Arbeitsbeziehung braucht Vertrauen und Pflege. Bekomme ich vom Arbeitgeber das Vertrauen in 60% Teilzeit meine Aufgaben gut machen zu können, bin ich selbst zu 120% motiviert und gebe diese Energie in meine Arbeit rein. Ich denke das ist kein schlechter Deal für alle Beteiligten.
  • First who, then when. Der Tandem-Partner sollte sich gut ausgesucht werden. Es gibt mit Sicherheit auch Menschen, wo es nicht so gut klappt wie bei uns. Da muss die Führunsgkraft, in unserem Fall das richtige Gespür haben. Und das hatte Rebekka.

Rebekka:

  • Es ist ganz wichtig einfach ohne Angst zu arbeiten. Auch ohne Angst als Führungskraft zu sein, wenn es darum geht, unkonventionelle Wege einzuschlagen.
  • Zuhören ist dabei der erste Schritt und sich dann etwas zu überlegen. Dann klappt es auch.
  • Ich glaube nicht, dass es nur diesen einen geraden Weg geben kann, um gut zu arbeiten, der gerade in der Wirtschaftskrise angepriesen wird (120% und am besten bis 90 Jahre). Ich glaube, es kann ganz unterschiedliche Wege geben und das ist tatsächlich, denke ich, auch eine Führungskraftaufgabe, da genau hinzusehen und zu schauen: Was ist die Arbeit, was sind die Personen, wer sind die Personen und wie kann es funktionieren?

  • Ich kann allen nur Mut machen, solche Sachen auszuprobieren!

Danke an Simon, Kai und Rebeka für dieses wunderbare, herzerwärmende Gespräch. Ich wünsche den Dreien noch eine ganze tolle, gemeinsame Zeit im Corporate Communications Team!

Weitere Infos und Links:

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